Erinnerungen an Björn
Das erste Mal, daßich Björn richtg traf, war bei einer Willkommensparty in der Master's Lodge,
ein paar Wochen nach Beginn unseres ersten Trimesters. Wir sprachen über das Wort "chutzpah"
und Björn erzählte mir, daßer sehr daran interessiert sei, wie jiddische Worte in die amerikanische
Umgangssprache aufgenommen wurden. Fast jeder der Björn kannte, lernte schnell seine Liebe zu
und Fazination über Sprache kennen und mu ßte seine au ßergewöhnlichen sprachlichen Fähigkeiten
bemerken.
In der Tat hörte ich von Björns Talent, bevor ich ihn kennenlernte. Ich erinnere, daßich in der
Einführungswoche in einem überfüllten Ram saß, und hörte, daßBjörn durch eingenes Lesen doppelt
so viele japanische Schriftzüge gelernt hatte, wie nötig sind, um ein A-level in japanisch gut zu bestehen.
Durch seine Fähigleit zu lernen und seine Freude am Lernen kam Björn mit einer Kompetenz im
Japanischen nach Cambridge, die seine Komititonen nicht anders als einschüchternd empfinden konnten.
Viele von uns waren ferner von Björns außergewöhnlicher Beherrschung der englischen Sprache
beeindruckt. Ich erinnere mich zu hören, daßBjörn in einem seiner ersten Aufsätze seinen Tutor duch
die Eleganz seiner Prosa imponierte. Trotzdem machte sein Tutor ihn darauf aufmerksam, daßsein Stil
etwas modifiziert werden müßte. Durch die Lektüre englischer Klassiker und einiger antiquitierter
übersetzungen aus dem Griechischem und dem Latein kam Björn mit recht förmlichem und etwas
geziertem Englisch nach Cambridge. Samuel Green, der gleichzeitign mit Björn am Trinity College
studierte, erinnert sich: " Ich bermerkte Björns imposante Beherrschung der englischen Sprache zuerst
als ich eine Text-Nachricht von ihm bekam, in der er das Wort "thither" [dorthin; alt-englisch] benutzte.
Ich entschloss sofort, mich nicht übertreffen zu lassen und benutze nun selbst des öfteren ein
"whence/thence/hence/whither/thither/" in einer Unterhaltung. Wenn Menschen daran anstoßen,
erzählte ich ihnen diese Geschichte. Björn war in so vielen verschiedenen Gebieten außergewöhnlich,
daßes merkwürdig erscheint, ihn durch eine solche Trivialität zu erinneren. Aber es sind oft die kleinen
Dinge, die einen Eindruck hinterlassen. Und darum glaube ich, daßich ihn nie vergessen werde."
Viele von uns Engländern haben eine Menge über die englische Sprache durch Björn gelernt, und er
erweiterte auf jeden Fall unser Vokabular. Worte wie "swarmy, astemious, lethargy, lacuna,
pulchritudinous, and coquettish" - all diese und viele andere von Björn übernommen. Ich traf ihn
oft zum Mittag- oder Abendessen in der "Hall" und er würde mich fragen ob ich ein Wort kenne,
daßer an diesem Tag zufällig gefunden hatte. Außer seines manchmal kuriosen Englisch uns seinem
breiten akademischen Vokabular genoßer, über Slang zu reden und neue Worte zu finden, die erst
kürzlich in den Sprachgebrauch kamen. Ich erinnere mich, daßer mir von einem Artikel erzählte, in
dem das neugeprägte Wort "metrosexual" diskuitiert wurde. Insbesondere erinnere ich mich and einen
Abend nach einem Kinobesuch im Grafton Centre. Hinterher klönten Björn, Naveen und ich in der
Green Street und verglichen Slang-Worte auf englisch und deutsch.
Wie Samuel sagt, es sind die kleinen Dinge mehr als alles andere, die ich erinnere: die Gewohnheiten
und Handbewegungen, die fast ausreichen um den Eindruck einer Person zu kreieren. Ich erinnere, wie
Björn oft gestikulierte, wenn er ein Argument hervorbrachte; die Art und Weise, in der er von seinem
Sitz in der "Hall" aufstand und sagte: "Right. See you then". [Gut. Bis bald.]; die Art und Weise, in der
er auf dem "R" in " really" [wirklich] verharren würde, wenn er sagte "I really liked that film" [Der Film
hat mir wirklich gefallen.]; und die Art und Wiese, in der der sagte "not too bad" [nicht schlecht], wie er
es fast immer tat, wenn ich ihn fragte, wie es ihm ging.
Björn erschien mir immer als sehr private Person. Wir verbrachten viel Zeit miteinander und waren gute
Freunde, aber normaler Weise bestand ich nicht darauf, daßer über seine "nicht schlecht"-Antwort
hinausging. Ich bin traurig, daßso viele seiner Gedanken mir verschlossen blieben und daßich nicht in der
Lage war, ihm zu helfen.
Aber ich bin froh und dankbar für den Spaß, den wir zusammen hatten, und ich erinnere mich gern diese
Zeiten. Die Essen in der "hall", die "formal halls", und all die Filme, die wir gemeinsam anschauten. Björn
liebte das Kino. Währen unseres dritten Jahres sahen wir normaler Weise mindestens einen Film pro
Woche. Björn schaute sich zusätzlich viele DVDs an; er hatte viel extra Freizeit, da er das Arbeitspensum
sehr schnell hinter sich brachte. Insbesondere erinnere ich die Filme, die wir im Chirst's College und im
Grafton Centre ansahen, und dann die Zeit hinterher, als wir auf der Straße standen und über die Filme
sprachen. Filme, die mir sofort in Erinnerung kommen, weil Björn sie mochte, sind 'Amelie' und 'Kill Bill'.
Weiter erinnere ich mich, wie sehr er 'A night at the opera' genoß, einen Film, den wir im Christ's College
sahen, und von dem wir heute einen Ausschnitt sehen werden. Ein andermal, nachdem wir 'Troy' gesehen
hatten, standen wir schließlich alle im leeren Market Square und Björn erzählte uns die Geschichte der Iliad.
Ein anderes Mal, nachdem wir "Breakfast At Tiffany's" gesehen hatten, wurde ich wegen hochtrabender
Kommentare in Bezug auf die Schönheit - oder eben nicht - von Audrey Hepburns Nase geneckt. Trotz
all seiner intelektueller Interessen, und seiner Ernsthaftigkeit, die anderen oft sehr auffiel, hatte Björn
einen scharfen Sinn für Humor und wir haben viel miteinander gelacht.
Ich erinnere mich, wie sehr Björn einen Nachmittag beim Punting genossen hatte, kurz nach unserem
Examen am Ende unseres zweiten Jahres. Wir tranken Pimms, aßen Erdbeeen und waren recht albern.
(Die zwei Photos von Björn im Punt, die als Dias gezeigt wurden, stammen von diesem Tag.) Ich lernte
viel von Björn, doch Björn war auch eine Person, mit der ich furchtbar viel Spaßhatte.
Ich erinnere mich weiter an einen Tag, an dem ich wegen der Examen sehr nervös war. Björn ließstehen
und liegen, was er gerade tat, und ging mit mir zum Clown's Café zum Abendessen. Andy Poole, der zur
gleichen Zeit wie Björn ans Trinity College kam, erzählte mir, daßer Björn immer als beruhigen Einfluß
empfand. Wenn er Björn zufällig im Great Court oder auf dem Weg zum Gym traf, war er immer
beeindruckt von Björns Gedankentiefe. Steven Stavrou, einer meiner Schulfreunde, der im St. John's
College war und ebenfalls ein Freund von Björn wurde, erinnert sich ebenfalls an Björns nachdenkliche Art:
"Es ist mekwürdig, was man erinnert und was man vergißt. Aus irgend einem Grund erinnere ich mich
recht deutlich an einen Abend, als wir Schlange standen, um einen Film am Christ's College zu sehen
(Breakfast at Tiffany's glaube ich). Es war eins der ersten Male, daßich Björn traf, und die Art und
Weise, in der er sprach, sehr ernst und offen zugleich, bedurfte ein wenig der Gewöhnung. Er stelle
gern Fragen, nicht Small-talk sondern direkte und präzise Fragen über Dinge, die man gesagt oder getan
hatte, und er hörte immer sehr aufmerksam zu. Es war für mich fast unmöglich, emotional falsch oder mit nicht
rigoroser Denkweise zu antworten, da ich wußte, das Björn daran anstoßen würde. Er war sehr an
Menschen interessiert, an ihrem Glauben und überzeugungen und warum sie diese hielten. Nach einem
Gespräch mit ihm hatte man oft ein Gefühl wie nach einem guten Tutorium, in dem Ideen und Gedanken
konsequent in Frage gestellt wurden."
Ich glaube, daßBjörn oft eine tiefen Eindruck in andern Menschen hinterließ. Er war sehr wißbegierig.
We liebte es, über Literatur, Sprache, Philosophie und den Unterschied zwischen Kulturen zu lernen.
Ich erinnere, wie oft wir über kulturelle Unterschiede sprachen, insbesondere über die Unterschiede
von Aspekten des Lebens in Deutschland, England und Japan.
Ich habe so viel von Björn gelernt, und hatte so viel Spaßmit ihm. Viele meiner glücklichsten Zeiten in
Cambridge habe ich mit ihm verbracht. Er war ein guter Freund und jemand, mit dem ich mich eng
verbunden fühlte, auch wenn ich ihn vielleicht nie so gut kennenlernte, wie es enge Freunde oft tun.
Er hatte eine außergewöhnliche Intelligenz, die er mit seiner Neugier und Wißbegierde verband. Von
Björn konnte man eher als von irgend jemand anderem sagen, daßer in der Lage war, alles mögliche
in seinen Leben zu tun.
Es war ein Vergnügen, ihn gekannt zu haben, und eine Ehre, daßer mein Freund war.