Björn Walter: eine Würdigung von Susan Daruvala
Es ist schwer dieser Vorstellung zu folgen. Aber Björns Liebe des Humors der Marx Brothers paßte volkommen zu der Seite von Björn, die ich das Privileg hatte, am meisten zu sehen. Ein großer Teil der Magie der Marx Brothers entstheht durch das Spiel der Logik, oder durch den Wiederspruch der Logik, innerhalb einer Unterhaltung und erhellt so, auf einer Ebene, Björns intensive Beschäftigung mit Philosophie und Sprache. Björn Walter hatte eine erstaunliche Leichtigkeit mit Sprachen. Er war einer der klügsten Studenten, denen ich je begegnet bin, extrem intellektuell und mit einer großen Kapazität zu arbeiten. Ich traf Björn zuerst im Dezember 2001, als ich ihn als "Director of Studies" in Trinity zur Zulassung zum Japanisch-Studium in der Fakultät für orientalische Sprachen interviewte. Es war sein Interesse an der Kyoto Schule der Pholosophie, die ihn zur japanischen Sprache gebracht hatte. "Ich bin eingenommen von dieser Sprache und seiner gleichzeitigen Kultur" schrieb er, hinzufügend "Die subtile japanische Philosophie des Lebens, ihre Einstellung zur Natur und die Art, in der dies in der Literatur behandelt wird, bannt mich." Durch eine Mischung von Zusatzkursen in Frankfurt und Eigenstudium hatte er sich selbst so viel japanisch beigebracht, das wir ihn bei seinem Einlaßgespräch als "Part 1 level" einschätzten, also equivalent mit der Stufe, die nach zwei Jahren intensivem Lernen in Cambridge erreicht ist. Der Aufsatz über Aristoteles Konzept der Tragödie und japanischer Kernenergie, den er mit seiner Bewerbung einreichte, bestätigte, was sein Englischlehrer sagte: "daß er ein hochbegabter Schüler ist, mit erstaunlichem Vokabular und einem großen Interesse an intellektuellen, sozialen und politischen Problemen." In den Naturwissenschaften war er gleichermaßen begabt und während er noch an der Schule war, absolvierte er einen Korrespondenz-Kurs in Computerwissenschaft, der einem Universitätsabschluss gleichkam.
Björn matrikulierte im Oktober 2002. Er wollte nach Großbritannien kommen, und fühlte, daß die enge Gemeinschaft in einem Cambridge College für ihn am besten wäre und wir nahmen ihn gerne ins College auf. Seine "Supervision-report" erlauben einen Einblick von dem Eindruck, den er hinterließ: ein Geschichtsaufsatz wurde als: "brilliant, mit Zeichen von weitreichendem Lesen und ist in einem Stil geschrieben, den nur wenige englische Studenten erreichen". Ein anderer Bericht beschrieb ihn als "einen findigen und feinfühligen Historiker". Am Ende seines ersten Jahres hier, schrieb Björn das Part 1 Examen und erhielt "first class honours with distinction"[eins mit Auszeichnung]. Für seine herausragende Leistung wurde er zum Senior Scholar ernannt, eine Auszeichnung, die normaler Weise nur an Studenten in ihrem dritten Jahr vergeben wird.
Björn war am glücklichsten, wenn er unbehindert an etwas arbeiten konnte, daß seinen unersättlichen intellektuellen Apetit befriedigte. Er basaß auch feste Ansichten. Kurz nach seiner Ankunft, prüfte er die Kurse in Philosophie und stellte enttäuscht fest, daß es keine Kurse über europäische Philosophen wie Hegel und Heidegger gab, deren Arbeit die Schule von Kyoto inspiriert hatte. Er fand die englischen analytischen Philosophen unsympatisch und sagte mir das klipp und klar. Am Ende seines zweiten Jahres hier, im Juni 2004, durfte Björn ungewöhnlicher Weise die Part II Examen schreiben, bei denen er wiederum eine eins bekam. Seine "Supervision" Berichte zeigen wiederum in welch hohem Ansehen Björn stand, und zeigt die Qualitäten, die Björn zu einem so lohnendem Studenten machten: "Es passiert nicht in jeder Supersivion, daß man die Vorzüge von Kant und Mishima Yukio diskutiert" steht in einer. "Björn arbeitet an seiner Dissertation mit der Fähigkeit, und doppelt so viel Energie, wie ein talentierter Doktorand" schrieb ein anderer. Björn verbrachte das letzte akademische Jahr in einem Program des "fleißigen Studiums" in Management, aufbauend auf ein weiteres Interesse, das er schon in der Oberschule entwickelte. Letztes Jahr war ich selbst von der Lehre befreit und hatte daher keinen direkten Kontakt mit ihm, aber ich hörte, daß er sich hervorragend entwickelte und daß er dieses Jahr mit einem MPhil über europäische Literatur beginnen wollte. Mein Wissen über Björn stammt aus den zwei Jahren, die er in der Fakultät für Asienstudien verbrachte, und ich werde mich immer glücklich schätzen, ihn kennengelernt zu haben. Sein Tod erfüllt mich mit einem tiefen Empfinden von Verlust, nicht nur wegen seiner intelektuellen Begabung, sonder auch wegen seiner Ausdauer, seiner Empfindsamkeit, Neugier, Höflichkeit und wegen seines Witzes. In meiner Erinnerung sehe ich ihn vor mir auf dem Stuhl in meinem Zimmer sitzen, etwas nach vorne gebeugt, oft ernst und angestrengt, während er mit mir über seine seine Pläne sprach, aber ab und zu brach er in ein gewinnendes und schelmisches Lächeln. Es ist dieses Lächeln, das ich am lebhaftesten erinnere. Heute sind wir hier, um ihn und die Dinge, die er liebte, zu feiern und dankbar zu sein für alles, das er war.